Leider zu kurz…

…war die Zeit, die uns zum Fotografieren in der ehemaligen Brandenburgischen Landesirrenanstalt, kurz vor dem Lockdown, zur Verfügung stand. Knapp fünf Stunden sind für ein Gelände dieser Größe einfach zu wenig. Das ist eine der Locations, die ich sicher noch einmal besuchen werde, denn hier gibt es unendlich viel zu entdecken.

Nach 1945 wurde das gesamte Gelände als Lazarett für die Sowjetarmee genutzt. Und wie bei größeren Anlagen der Sowjets üblich, gab es auch hier Unterkünfte und eine Infrastruktur für die Familien der Offiziere.

Die Bilder sind, bis auf drei Ausnahmen, alle im Kindergarten und der Wäscherei des Lazaretts entstanden. Die oftmals tollen Wandbemalungen der Sowjets sind, wie so oft, leider auch hier im Kindergarten schon sehr verblasst und nur noch schemenhaft zu sehen.

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100 Jahre Bauhaus

Mein Beitrag zum Bauhaus-Jubiläum ist die Gegenüberstellung zweier Gebäude, die ich auf unserer letzten Fototour aufgenommen habe. Beiden gemein ist, dass sie nicht direkt mit dem Bauhaus in Verbindung stehen, aber in starker Anlehnung an den Baustil gebaut wurden.

Bei dem ersten handelt se sich um das von dem Architekten Godehard Schwethelm von 1932 bis 1934 erbaute Diakonissen-Mutterhaus in Elbingerode. Dieses Gebäude ist wirklich Ehrfurcht einflößend, weil es noch zu fast 100% im Originalzustand ist. Selbst die Möbel (teilweise neu aufgepolstert) sind größtenteils noch original. Bei einer Führung durch das Gebäude offenbart sich die Weitsicht des damals erst 32jährigen Architekten. So ließ er schon zu damaliger Zeit in der auch als Mehrzweckraum genutzten Kirche eine motorgetriebene Leinwand einbauen und sorgte, trotz des jugendlichen Durchschnittsalters der damaligen Schwesternschaft, für den Einbau eines Aufzuges. Dieser wird von den heutigen Schwestern sehr geschätzt. Im gesamten Gebäude findet man den Stil des Bauhauses, obwohl der Architekt nie dort studiert hat.

Das zweite Gebäude ist das in den 50er Jahren von der DDR erbaute FDGB-Erholungsheim “Fritz Heckert” in Gernrode. Auch in diesem, im Stil der Klassischen Moderne erbauten Gebäude, finden sich viele Bauhaus-Elemente. Das Ferienheim wurde mit dem erlöschen des FDGB 1990 geschlossen. Im Laufe der nächsten Jahre wurde es völlig geplündert. Möbel, Geschirr, und Kücheneinrichtung verschwanden. Selbst die Balkon- und Treppengeländer fielen Schrottsammlern zum Opfer. Momentan ist es leider nur noch eine zugige, von Sprayern verunstaltete Ruine.

Ich finde es interessant einmal diese beiden Gebäude mit ihrer unterschiedlichen Geschichte und der sehr unterschiedlichen zuteigewordenen Pflege gegenüber zu stellen. Leider ist das Bild vom Schwimmbad des Diakonissen-Mutterhauses nicht 100% ausgerichtet. das ist wohl dem Zeitdruck geschuldet, denn wir hatten dort drin zu zweit nur fünf Minuten und mussten noch abwarten, dass sich die Wasseroberfäche beruhigte.

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Fototour

Am zweiten April machten Inge, Bernd und ich uns bei bestem Wetter auf in den Harz. Es sollte eine Fototour zu zwei Lost Places werden. Nachmittags trafen wir nach einer weitestgehend störungsfreien Fahrt an unserem ersten Ziel ein. Es handelt sich um ein Ende des 19 Jahrhunderts als Kurhotel erbautes Gebäude, das zu DDR-Zeiten in ein FDGB Erholungsheim umgewandelt wurde.

Bernd fand zielsicher die Lücke im Bauzaun, der rund um das Gebäude aufgestellt worden war, um unliebsame Besucher fernzuhalten :-).

Ich war von einer Bekannten schon mit Informationen und Fotos von dem Gebäude versorgt worden. So fiel mir sofort auf, dass es nach ihrem Besuch dort (Ende Dezember 2018), einen Einsturz in einem Teil des Daches gegeben hatte. Auch im Inneren mussten wir uns sehr vorsichtig bewegen, da die Fußböden teilweise nicht mehr sicher waren.

Es gelang uns aber dennoch dort viele gute Motive zu finden. Nach ca. dreieinhalb Stunden Fotoarbeit machten wir uns auf nach Sorge, wo wir Zimmer für die Übernachtung gebucht hatten. Das Hotel war so eine Art DDR-Revival. Die Zimmer waren entsprechend einfach ausgestattet, aber sauber und in Ordnung und in der Gaststätte hingen die Bilder aller Staatsratsvorsitzenden von Stoph bis Honnecker an der Wand. Das Personal war sehr freundlich und äußerst motiviert. So wurde z. B., weil alle Restaurants im Umkreis geschlossen hatten, extra für uns (wir waren an dem Tag die einzigen Gäste) die Küche in Betrieb genommen.

Nach einem guten Frühstück ging es am nächsten Tag zur Johanniter-Heilstätte in Sorge. Dort waren wir angemeldet und wurden auf einem Rundgang sowohl über eventuelle Gefahren, als auch über die Geschichte der Heilstätte informiert. Eingeweiht wurde sie im Jahr 1902 und wurde bis Ende 1967 als Lungenheilstätte betrieben. Danach übernahm die Nationale Volksarmee der DDR den Gebäudekomplex, der fortan als Kurheim für NVA-Angehörige genutzt wurde. Hinter vorgehaltener Hand wurde sie “Faultierfarm” genannt.

Auch dort gab es unzählige Motive. Allein das riesige Hauptgebäude bietet mit seinen ca. 100m Länge Stoff für mehrere Tage. Wir haben auch nur dort fotografiert und nicht in den Nebengebäuden, die auch interessantes zu bieten haben. Ich denke, da wird es wohl einen weiteren Besuch geben 🙂

Wenn wir unsere Bilder bearbeitet haben, werden wir uns zusammensetzen und eine Auswahl zusammenstellen, die wir an einem der nächste Klubabende präsentieren werden. Vorab gibt es hier schon mal ein paar “Leckerlis”:

  

  

  

Lost Places Tour

In der letzten Woche war ich mit einer Bekannten aus Dresden und einer weiteren Fotografin aus dem Ruhrgebiet auf Lost Places Tour in Thüringen und Sachsen-Anhalt. Als Basis für die Tour hatten wir Jena gewählt. Von dort aus haben wir dann Tagestouren zu den einzelnen Locations unternommen.

Am Donnerstag waren wir zunächst noch zu zweit in Zeitz, wo wir vier sehr unterschiedliche Locations “abarbeiten” konnten. Am Freitag ging es zunächst zu einem Kulturhaus aus DDR-Zeiten (erbaut Anfang der 50er Jahre). Hier waren wir angemeldet und konnten “ganz offiziell” fotografieren. Auf der Fahrt zu unserem nächsten Ziel, einer verlassenen Lungenheilstätte, kamen wir in einer kleinen Ortschaft an einer leerstehenden Fabrikantenvilla vorbei und beschlossen, diese näher in Augeschein zu nehmen. Die Villa erwies sich als lohnendes Objekt für uns Fotografen. Das war ein kleiner Trost, denn in der Lungenheilstätte war der Verfall inzwischen u. a. durch einen Brand so weit fortgeschritten, dass es nur noch wenige Motive gab.

Den ganzen Samstag verbrachten wir im Schloss Vitzenburg. Hier gab es unzählige Motive, sowohl innen, als auch außen und in den Stallungen. Diese waren kürzlich für Filmaufnahmen neu hergerichtet worden. Auch hier waren wir angemeldet und offiziell unterwegs.

Am Sonntag fotografierten wir zunächst zwei schon länger abgestellte Werkslokomotiven. Danach ging es zu einem Schloss in Friedrichsroda. Hier mussten wir feststellen, wie sich bei einem Lost Place die Dinge innerhalb einiger Wochen ändern können. Alles war verrammelt und verriegelt. Außerdem gab es Kameraüberwachung. Da war nicht hinein zu kommen. Daher musste Plan B herhalten, ein ehemaliges FDGB Hotel im Thüringer Wald. Dort lag noch viel Schnee und die Leute waren auf den Langlaufloipen unterwegs. Im Hotel, einem Plattenbau aus DDR-Zeiten, gab es Feuchtigkeitseinbrüche durch das undichte Dach. Da das schon länger der Fall war, gab es in vielen Zimmern Algenbewuchs auf Decke, Wänden und dem Boden. In den Leitungen gluckerte manchmal das Wasser. Es war schon etwas gespenstisch dort. Zum Schluss waren wir noch in Westthüringen und haben die alte Kutsche eines Bestatters fotografiert.

Alles in allem eine tolle Tour mit sehr unterschiedlichen Motiven, die mir viel Spaß und Lust auf mehr gemacht hat. Hier sind schon mal ein paar erste Bilder:

 

 

Brandruine Schlosshotel Groß Potrems

Auf unserer Deutschlandfahrt kamen wir auch durch Mecklenburg-Vorpommern. Man braucht schon eine gute Karte, um die Vielzahl von Schlössern, Gutshäusern und Baudenkmälern zu entdecken. Südlich des Autobahnkreuzes Rostock führte unser Weg nach Groß Potrems,  wo unsere Karte ein “Schlosshotel Nordland” verzeichnete. Nur von Hotel keine Spur mehr. Zwar prangte noch der Name über dem Eingangsportal, aber blätternde Farbe, bröckelnder Putz und eine zunehmend verwildernde Parkanlage zeugten von besseren Tagen. Eine blaue Plane über die gesamte Dachfläche und angekokelte Matratzenstapel neben dem Gebäude erklärten diesen Zustand. Das Schlosshotel war Opfer eines Dachstuhlbrandes geworden. Nun stand es verlassen da. Aber aus den unbeschädigten Nebengebäuden hörten wir Geräusche. Neugierig schauten wir in die offenstehenden Türen, erblickten eingerichtete Hotelzimmer, Leitern, Farbeimer, vernahmen Stimmen, Baulärm. Ein Handwerker entdeckte uns, fragte nach unserem Begehr. Er war so etwas wie ein Hausmeister und vom Eigentümer mit dem Wiederaufbau des Hotels beauftragt worden. Unsere Neugier veranlasste ihn, uns eine Führung durch die zerstörten Räumlichkeiten anzubieten. Gern nahmen wir dieses Angebot an. Aufgequollene Fußböden, verschimmelte Tapeten, abgeplatzte Stuckdecken, morsche Möbel, Modergeruch überall – Folgen des Löschwassereinsatzes.

                

Das 1871 errichtete Gutshaus wurde nach einem Brand 1879 im spätklassizistischem Stil 1891 wiederaufgebaut. 1945 wurden die Eigentümer im Zuge der Bodenreform enteignet. Zu DDR-Zeiten wurde das Gutshaus als Konsum genutzt und war dörfliches Zentrum. Ein Berliner Hotelier erwarb 1993 das vom Zerfall bedrohte Herrenhaus, ließ es bis 1996 restaurieren und nutzte es als Schlosshotel mit etwa 30 Zimmern. Nach seinem Tod wurde das Anwesen 2009 verkauft, 2015 meldete das Hotel Insolvenz an. Im Juli 2017 zerstörte ein Feuer den Dachstuhl des zu diesem Zeitpunkt leerstehenden Gebäudes. Die Polizei ging zunächst von Brandstiftung aus, die Staatsanwaltschaft hatte aber das Verfahren eingestellt.

Beelitz-Heilstätten

Zwischen den Feiertagen habe ich eine der letzten Gelegenheiten genutzt um in Deutschlands bekanntestem Lost Place, den Beelitz-Heilstätten bei Potsdam, zu fotografieren.

Die Anlage wurde von der Landesversicherungsanstalt Berlin zwischen 1898 und 1930 als Arbeiter-Lungenheilstätte errichtet und umfasst ca. 60 Gebäude. Es waren getrennte Sanatorien für Frauen und Männer eingerichtet. Der größte Teil der denkmalgeschützten Anlage ist bereits saniert und unterschiedlichen Nutzungen (u. a. Reha- und Parkinson-Klinik) zugeführt. Teile der ehemaligen Wirtschaftsgebäude, darunter das Kraftwerk, wurden mit EU-Fördermitteln umfassend saniert und sind heute ein technisches Denkmal, das durch einen Förderverein betreut wird.

Die Büro- und Aufenthaltscontainer der Baufirma sind bereits aufgestellt. Da die Arbeiten aber erst im April beginnen werden, gibt es für Kurzentschlossene bis dahin eventuell noch freie Termine.

Bei dieser Fototour hatten wir sieben Stunden Zeit, um in den letzten unsanierten Gebäuden – der Zenralbadeanstalt, einem Wohnpavillon des Männersanatoriums, dem Verwaltungsgebäude, dem Heizhaus, der Wäscherei, der Fleischerei, sowie diversen kleinen Wirtschaftsgebäuden – zu fotografieren. Der Erhaltungszustand der Gebäude ist sehr unterschiedlich. In den Wirtschaftsgebäuden ist er eher schlecht bis beängstigend, in der Zentralbadeanstalt, dem Wohnpavillon und dem Verwaltungsgebäude deutlich besser. Hier gibt es auch deutlich weniger Graffitis und mutwillige Zerstörung. Mir ging es wie immer auf solchen Touren – ich hätte die doppelte Zeit gebraucht, um alles “im Kasten” zu haben, was ich wollte :-)). Die hier gezeigten Fotos geben einen ersten Überblick.

 

   

 

Vergessen, Verwüstet, Verloren – Lost Places

Trister November … keine rechte Fotolust, eigentlich eher Fotofrust. Um so überraschter war ich bei einem Anruf unseres Fotokollegen Uli, der für den kommenden Freitag, also übermorgen, einen Trip nach MeckPom vorschlug. Er wollte nur mal hören, wer alles mitkommen wolle. Die ersten, die er angerufen hatte, wären gern dabei, nur leider stand etwas anderes an diesem Wochenende auf ihrem Zettel. Beim letzten FC-Abend, Anfang November, hatte ich mal so nebenbei mein Interesse an einer Fotosession für Lost Places gegenüber Uli, der bereits mehrfach davon beeindruckende Bilder gezeigt hatte, geäußert. Daher konnte ich auf keinen Fall „Nein“ sagen. Freitag, ich war noch gar nicht richtig fertig, meldete sich Uli bereits vor der Zeit zur Abfahrt bereit und empfahl mir noch eine Sonnenbrille einzupacken, kurze Zeit später stand er schon vor der Haustür. Der Trip konnte los gehen, immer der aufgehenden Sonne entgegen. Informationen zum Thema hatten wir schon vorab aus dem Internet gesogen.

Seit Jahrzehnten hat die Halbinsel Wustrow in Mecklenburg-Vorpommern den Beinamen „die verbotene Insel“.
Nur wenige Orte in Mecklenburg-Vorpommern, sind so geheimnisumwittert wie die Halbinsel Wustrow bei Rerik. Die einzige Zufahrtsstraße, der schmale einspurige „Hals“, ist seit vielen Jahren am Ende mit einem Zaun versperrt, der bis in die Ostsee hinein reicht.
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Die Glasmanufaktur

Nach überstandenem Umzugsstress und wochenlangem Strandwetter bin ich jetzt endlich dazu gekommen, die Lost-Places-Fotos meiner Frühjahrstour zu bearbeiten.

Ich hatte mal wieder eine Fototour gebucht. Es ging diesmal nach Polen in eine stillgelegte Glasmanufaktur.

Da ich immer gern weiß, was ich fotografiere, habe ich zusätzlich zu den vor Ort erhaltenen Informationen noch ein wenig recherchiert. Zusammengefasst ist folgendes dabei herausgekommen:

Die Fabrik wurde 1869 von den Gebrüdern Putzler in Penzig in der Oberlausitz, dem heutigen Pieńsk in Polen, gegründet. Die momentan dort stehenden Gebäude sind größtenteils um 1900 entstanden und spiegeln eindrucksvoll den Industrie-Baustil der damaligen Zeit wider. Es durften auch mal Zinnen und Türmchen sein 🙂 . Sehr zeitgemäß auch die Bauweise mit roten und gelben Ziegeln.

1947 schlossen sich die Gebrüder Putzler einer Glashütte in Düren an und das Werk in Pieńsk wurde unter polnischer Regie weitergeführt. Hergestellt wurden Lampengläser (auch für Straßenbeleuchtung), Vasen, Schalen, Schüsseln, Aschenbecher usw.

Anfang der 2000er Jahre ging das Werk Konkurs und das Gelände wurde 2011 von der Stadt Pieńsk ersteigert. Mittelfristig soll dort ein Kultur- und Bildungszentrum entstehen und man möchte auf diesem Wege dauerhaft an den einstigen Industriezweig “Glas” (es gab in und um Pieńsk einmal 13 Glashütten) erinnern.

So viel zur Geschichte, doch nun zu den Bildern: