Brandruine Schlosshotel Groß Potrems

Auf unserer Deutschlandfahrt kamen wir auch durch Mecklenburg-Vorpommern. Man braucht schon eine gute Karte, um die Vielzahl von Schlössern, Gutshäusern und Baudenkmälern zu entdecken. Südlich des Autobahnkreuzes Rostock führte unser Weg nach Groß Potrems,  wo unsere Karte ein “Schlosshotel Nordland” verzeichnete. Nur von Hotel keine Spur mehr. Zwar prangte noch der Name über dem Eingangsportal, aber blätternde Farbe, bröckelnder Putz und eine zunehmend verwildernde Parkanlage zeugten von besseren Tagen. Eine blaue Plane über die gesamte Dachfläche und angekokelte Matratzenstapel neben dem Gebäude erklärten diesen Zustand. Das Schlosshotel war Opfer eines Dachstuhlbrandes geworden. Nun stand es verlassen da. Aber aus den unbeschädigten Nebengebäuden hörten wir Geräusche. Neugierig schauten wir in die offenstehenden Türen, erblickten eingerichtete Hotelzimmer, Leitern, Farbeimer, vernahmen Stimmen, Baulärm. Ein Handwerker entdeckte uns, fragte nach unserem Begehr. Er war so etwas wie ein Hausmeister und vom Eigentümer mit dem Wiederaufbau des Hotels beauftragt worden. Unsere Neugier veranlasste ihn, uns eine Führung durch die zerstörten Räumlichkeiten anzubieten. Gern nahmen wir dieses Angebot an. Aufgequollene Fußböden, verschimmelte Tapeten, abgeplatzte Stuckdecken, morsche Möbel, Modergeruch überall – Folgen des Löschwassereinsatzes.

                

Das 1871 errichtete Gutshaus wurde nach einem Brand 1879 im spätklassizistischem Stil 1891 wiederaufgebaut. 1945 wurden die Eigentümer im Zuge der Bodenreform enteignet. Zu DDR-Zeiten wurde das Gutshaus als Konsum genutzt und war dörfliches Zentrum. Ein Berliner Hotelier erwarb 1993 das vom Zerfall bedrohte Herrenhaus, ließ es bis 1996 restaurieren und nutzte es als Schlosshotel mit etwa 30 Zimmern. Nach seinem Tod wurde das Anwesen 2009 verkauft, 2015 meldete das Hotel Insolvenz an. Im Juli 2017 zerstörte ein Feuer den Dachstuhl des zu diesem Zeitpunkt leerstehenden Gebäudes. Die Polizei ging zunächst von Brandstiftung aus, die Staatsanwaltschaft hatte aber das Verfahren eingestellt.

7 Kommentare zu “Brandruine Schlosshotel Groß Potrems

  1. Das muss früher einmal ein wirklich schönes Bauwerk gewesen sein. Und entstanden ist das alles ohne die heute in den Architektenbüros vorhandene Technik. Wahre Baumeister waren hier am Werk. Schade, dass solche Gebäude in der ehemaligen DDR nicht unterhalten wurden. Was dabei rauskommt kann man an Jörgs Fotos sehr schön nachvollziehen.

  2. Fotos müssen nicht immer nur Schönheit zeigen, interessant sind sie allemal. Bis zur ersten Übernachtung im renovierten Hotel dürfte es wohl noch einige Zeit dauern, es gibt noch viel zu tun.

  3. Deine Bilder nehmen uns mit auf eine sehr schöne Vergangenheitsreise dieses schönen Gutshauses.
    Da hat ja jemand Herzblut und Arbeit investiert,und nun das.
    Die einzelnen Aufnahmen sind Dir sehr gut gelungen.

  4. Tolle Fotos. Sehr schade, das so schöne Gebäude dermaßen vernachlässigt werden.
    Jörg, mit welcher Brennweite hast Du gearbeitet?

  5. Schaurig schöne Fotos Jörg und den derzeitigen Zustand gut dokumentiert. Das muss ja ein tolles Ambiente gewesen sein. Hoffentlich wird es mal wieder so schön wie es war, aber die Fotos wecken erhebliche Zweifel am Erfolg.

  6. Klasse Dokumentation dieses Lost Places, Jörg! Sehr schön auch Dein Auge für’s Detail. Falls es wirklich wieder eröffnet werden soll, gib es noch einiges zu tun 🙂

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